Der Turing-Test

Turing, Lovelace und die Künstliche Intelligenz

Alan Turing war ein englischer Mathematiker, der von den 1930er Jahren bis zu seinem Tod 1954 die Grundlagen der modernen Informatik geschaffen hat. 1950 hat er den Artikel Computing Machinery and Intelligence geschrieben, der bis heute eine der bekanntesten Veröffentlichungen in der ganzen Informatik bleibt. Obwohl der Artikel ganz am Anfang des Computerzeitalters erschien, wirft er Fragen auf, mit denen sich das Fachgebiet der Künstliche Intelligenz immer noch beschäftigt.

Turing beschäftigte sich im Artikel mit der Frage, ob man einen Computer als intelligent bezeichnen könnte. Dabei zitiert er die Notizen von Ada Lovelace, die ja mit ihren Worten Die Analytical Engine kann nichts erfinden. Sie kann [nur] das tun, was wir ihr befehlen der Möglichkeit der künstlichen Intelligenz eine Absage erteilt hatte. Turing war der Meinung, dass dies ein Trugschluss sei:

This is the assumption that as soon as a fact is presented to a mind all consequences of that fact spring into the mind simultaneously with it. It is a very useful assumption under many circumstances, but one too easily forgets that it is false.

Dies ist die Annahme, dass sobald eine Tatsache bekannt wird, sämtliche Konsequenzen dieser Tatsache gleichzeitig erkennbar werden. Dies ist oft eine sehr nützliche Annahme, aber man vergisst nur allzu schnell, dass sie nicht stimmt.

Der Turing-Test

Eine Schwierigkeit in der Diskussion über die Künstliche Intelligenz war die Frage, wie man sie überhaupt definieren soll. Dazu schlug Turing einen Test für ein Computerprogramm vor, das zweifellos als intelligent bezeichnet werden müsste, wenn es den Test bestehen könnte. Dieser Test wird heute Turing zu Ehren Turing-Test genannt.

Zum Test in seiner modernen Form gehören ein Mensch und ein Computer. Der Mensch führt über Tastatur und Bildschirm ein Gespräch mit einem unbekannten Gesprächspartner. Tatsächlich unterhält er sich mit dem Computer, der die Aufgabe hat, den Menschen zu überzeugen, dass er ebenfalls ein Mensch ist. Gelingt dies dem Computerprogramm, so hat es den Turing-Test bestanden, und wir müssen ihm Intelligenz zubilligen.

Seit den 1960er Jahren gibt es Programme, mit denen man Gespräche führen kann. Das älteste und bekannteste davon heißt Eliza. Heute gibt es viele solche Programme im Internet, mit denen man chatten kann. Die meisten dieser Chatbots sprechen Englisch; ein deutschsprachiges Programm heißt Brain.

Rätsel: Ein Gespräch mit Brain

Es folgt ein kurzer Ausschnitt aus einem Gespräch zwischen einem Menschen und Brain. Das Rätsel besteht darin, zu erraten, welcher der beiden Gesprächspartner (A oder B) Brain ist und welcher der Mensch. Die Auflösung steht am Ende des Gesprächs. Java und HTML sind Programmiersprachen.

[otw_shortcode_info_box border_style=”bordered” background_color=”#eeeeee”]
A: hallo
B: na, wie läufts?
A: ich bin ziemlich müde heute
B: wieso bist du denn so müde?
A: ich habe lange gearbeitet
B: und als was arbeitest du?
A: als programmierer
B: welche sprachen?
A: java und html
B: beschäftigst du dich mit der erstellung von web seiten?
A: ja, genau
[/otw_shortcode_info_box]

Kommentar

Es ist in diesem Beispiel nicht offensichtlich, ob A oder B der Mensch ist. Nicht wenige Menschen tippen auch falsch, weshalb man sagen könnte, dass Brain zumindest in diesen Fällen diese Variante des Turing-Tests bestanden hat. Allerdings müsste das Programm ein viel längeres und detaillierteres Gespräch bestehen, bevor man es als intelligent bezeichnen würde. Noch ist es niemandem gelungen, ein Programm zu schreiben, das den Turing-Test besteht.

Klicken Sie auf die Box unten, um die Lösung des Rätsels zu erfahren.

[spoiler title=’Klicken Sie hier für die Lösung’ collapse_link=’true’]A ist der Mensch, B ist der Computer.[/spoiler]